Warum Coworking mehr denn je die perfekte Startup-Adresse ist
Für viele Startups gilt Coworking als Einstieg in die Businesswelt mit flexiblen Wachstumsmöglichkeiten.
So lange, bis man dann zu groß ist und ein eigenes Büro mietet. Corona treibt aber auch immer mehr
große Unternehmen in flexible Büroflächen.
Startups können sich also in aller Ruhe in einem Coworking Space einnisten und dort schon mal auf
etablierte Gesellschaft warten.
Im Stress? Hier die Kurzfassung:
Coworking Spaces sind und bleiben essenziell für ein funktionierendes Startup-Ecosystem. Hier können
sich Unternehmensgründer kosteneffizient einmieten und bestehende Infrastruktur gemeinschaftlich nutzen.
Weil inzwischen aber auch vermehrt KMU und sogar Konzerne die flexiblen Büroflächen für sich und ihre
Belegschaft entdecken, werden sich die Coworking-Communities in den kommenden Jahren verändern:
Sie werden noch besser und noch direkter in die höheren Etagen der Businesswelt vernetzt sein.

Für Startups bedeutet Coworking vor allem: maximale Möglichkeiten bei minimalem Risiko. Die Lauf-
zeiten der Mietverträge sind kurz. Und die bestehende Infrastruktur von Möbeln bis hin zu Konferenz-
technik wird nicht selbst angeschafft, sondern mitgenutzt. Das reduziert die Investitionen und schont
die Liquidität. Über die bestehende Community eröffnet sich zudem ein weitverzweigtes Business-
netzwerk.
Dabei lag es früher zumeist an den Startups, sich an die großen Partner ihres Ecosystems heranzu-
tasten. Das wird auch so bleiben. Mit einer kleinen, aber feinen Änderung: Denn mehr und mehr von
den Großen kommen inzwischen selbst zu den Kleinen. Und werden künftig auch innerhalb der
Community-Netzwerke ansprechbar sein, in denen sich neue Schnittstellen mit KMU und sogar Kon-
zernen bilden.
Ein Grund hierfür ist, dass der „New-Work-Trend“ bei KMU und Konzernen durch Corona beschleunigt
wurde. Schließlich haben wir alle in den vergangenen Monaten gelernt, dass Büroflächen eines ganz
besonders gut können: ungenutzt brach liegen, wenn sich die Belegschaft im Home Office befindet.
Eine Entwicklung die viele Unternehmer wachgerüttelt hat – und aus der sich neue Möglichkeiten für
die Entwicklung von Coworking Spaces ergeben.
Crashkurs in Digitalisierung

„Die Pandemie war für Unternehmen ein Crashkurs in Digitalisierung“, sagt Dörte Schabsky, seit 2013
Co-Founder des Work Inn, mit acht Standorten in fünf Städten der größte Anbieter für Coworking
Space im Ruhrgebiet: „Während Coworking lange Zeit vorwiegend für IT-ler und Kreativwirtschaft in-
teressant war, werden jetzt auch verstärkt etablierte Unternehmen aus anderen Sparten auf uns auf-
merksam. Die Beweggründe liegen auf der Hand: Nach den Erfahrungen der Krise sind langjährige
Mietverhältnisse nicht mehr geeignet, um flexibel auf neue Situationen reagieren zu können.“
Mit flexiblen Räumlichkeiten sowie kurzen Mietverträgen biete Coworking mehr Flexibilität und Pla-
nungssicherheit. Noch dazu sei diese Form des Arbeitens für viele eine willkommene Abwechslung im
Büroalltag. „Zukunftsorientierte Arbeitgeber denken darüber nach, was sie ihren Mitarbeitern im Sinne
von New Work anbieten können“, so Schabsky: „Home Office ist schön, aber nicht fünf Tage die Wo-
che. Viele Chefs haben verstanden, dass ihre Mitarbeiter effektiv arbeiten, auch wenn sie nicht vor Ort
sind.“
Coworking als Hybrid-Space
Die Zeit sei reif, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern mehr Freiheit ermöglichen, glaubt Schabsky:
„Und da ist eine wohnortnahe Alternative mit einem Rundum-Sorglos-Büro-Paket eine gefragte Opti-
on.“
Ebendeshalb bietet das Work Inn sogenannte Hybrid-Coworking Spaces. Es gibt die klassischen, of-
fenen Gemeinschaftsflächen zum Arbeiten – aber auch kleine bis mittlere Teambüros. Zusätzlich hat
jeder Standort eigene Seminar- und Meetingräume sowie Lounge- bzw. Breakout Areas.
„Unsere Kundschaft ist divers“, sagt Dörte Schabsky, „vom Freiberufler über Unternehmer bis hin zu
Spin-offs oder Abteilungen von KMUs und Konzernen haben wir alles dabei. Noch immer viel IT und
Kreativwirtschaft, aber auch Coaching und Consulting sind zunehmend vertreten.“ Die Mischung aus
Branchen und Beschäftigungsverhältnissen mache das Work Inn zu einer spannenden Netzwerkplatt-
form. Es sind kleine bis mittelgroße Standorte mit 400 bis 1.200 qm, an denen sich die Coworker gut
kennen. Zudem sind alle acht Spaces noch einmal standortübergreifend vernetzt.
Hoch die Ärmel

Dr. Sebastian Schmidt ist Gründer von SleevesUp! (engl. Für „Ärmel hochkrempeln“) – ein Coworking-
Anbieter, der 2016 das Licht der Geschäftswelt erblickt hat und inzwischen Serviced Offices und Co-
working Angebote an 13 Standorten in zehn Städten anbietet. Tendenz: weiteres Wachstum.
„Der Trend zu Remote Work wird unsere Branche nachhaltig positiv beeinflussen“, glaubt Schmidt:
„Coworking, Flex Office, Serviced Office – wie auch immer man es nennen will: Menschen werden es
schätzen, in der Nähe zu ihrem Wohnort einen professionellen Ort als Alternative zum Home Office
nutzen zu können. Viele Firmen werden diesen Mehrwert für ihre Mitarbeiter erkennen und sich lang-
fristig in diese Richtung orientieren.“
Eher früher als später werden Coworking Spaces und Flex Offices zum festen Bestandteil der Büro-
landschaft sowie neuer Arbeitsplatzkonzepte, glaubt Schmidt, der an der RWTH Aachen im Bereich
Entrepreneurship promoviert hat und Geschäftsführer eines PropTech Accelerators war: „Natürlich
wird das klassische Büro nicht verschwinden, aber die Welt wird flexibler und Büroarbeit noch freier in
Ort und Zeit.“
Die Zukunft ist dezentral
SleevesUp! war aus dem eigenen Mangel an geeigneten Büroflächen entstanden: „2016 standen wir
mit unserem damaligen Startup vor dem gleichen Problem, das heute viele Unternehmer haben: be-
zahlbare, aber professionelle Büroflächen zu flexiblen Konditionen mit geringem Risiko zu finden. Also
mieteten wir einfach eine zu große Fläche an und vermieteten die Hälfte an Einzelunternehmer und
kleine Teams.“ Daraus entstand „The Office Frankfurt“. Und plötzlich war die Büroflächenvermietung
die viel bessere Geschäftsidee. Sebastian Schmidt dampfte das ursprüngliche Startup ein. Startete
stattdessen mit SleevesUp! durch. Und ist heute mit seinem Startup zur Startrampe für andere Star-
tups geworden.
Wichtiger Erfolgsfaktor war es dabei, sich nicht auf die Zentren der großen Ballungsräume zu konzen-
trieren; sondern die flexiblen Flächen in die Peripherie zu bringen.
„Wir haben uns auf die Bedürfnisse von KMU spezialisiert und einen Weg gefunden, Serviced Offices
extrem effizient zu betreiben. Das erlaubt uns, ein sehr professionelles Produkt auch in kleinen Städ-
ten anzubieten. Unternehmer gibt es schließlich überall. Und nicht jeder hat Lust, nach Berlin zu zie-
hen oder Wolkenkratzerpreise in Frankfurt zu bezahlen.“
Ökologisch wertvoll
Ein zunehmend wichtiger Aspekt, um bei interessierten Unternehmen zu punkten, ist die ökologische
Nachhaltigkeit. Vielfältige Flächen an verschiedenen Standorten bieten dabei zahlreiche Möglichkei-
ten. Bei SleevesUp! werden interne wie externe Prozesse immer weiter digitalisiert, mit dem Ziel eines
maximalen Papiereinsparens. Einige der Spaces befinden sich in LEED-zertifizierten Gebäuden, über
einen Partner werden Bäume gepflanzt, und der Fair-Trade-Kaffee kommt aus kontrolliertem Anbau.
„Viele kleine Puzzlestücke, die am Ende hoffentlich einen Beitrag leisten können“, sagt Sebastian
Schmidt, der auch regelmäßig gemeinnützige Organisationen mit temporär kostenfreien Flächen un-
terstützt.
Bei den Kollegen des Work Inn wurde an den meisten Standorten auf Ökostrom umgestellt. Zudem
sei das Konzept an sich bereits eine Entscheidung für mehr Nachhaltigkeit, sagt Dörte Schabsky:
„Coworking ist generell umwelt- und ressourcenschonend. Dank vieler mittelgroßer Standorte in
Wohnnähe unserer Kunden reduzieren wir die Anfahrtszeit. Unsere Coworker fahren im Schnitt nur 15
Minuten mit dem Auto oder reisen gleich mit den Öffis oder dem Fahrrad an.“
Community als USP
Neben unternehmerischer Flexibilität und Nachhaltigkeit bietet das Coworking einen weiteren großen
Vorteil: An den Standorten bilden sich Communities, in denen die ursprüngliche Bedeutung des Wor-
tes „Zusammenarbeit“ endlich wieder auflebt.
„Durch die überschaubare Größe unserer einzelnen Spaces entsteht von ganz alleine eine gute
Community“, sagt Sebastian Schmidt. Unterstützt werde dies mit regelmäßigen Maßnahmen und
Events über die jeweiligen Standortmanager.
Im Work Inn, das Dörte Schabsky gemeinsam mit ihrem Mann Tim und zehn Mitarbeitern fortlaufend
weiterentwickelt, ist die Community sogar ein wesentliches Element des gesamten Konzeptes.
„Schreibtische vermieten kann jeder. Uns geht es darum, eine Community zu schaffen, die wirklich
interagiert.“
Interessenten stellen sich persönlich vor. Im gemeinsamen Gespräch wird eruiert, ob man in die
Community passt, die sich dann auch aktiv austauscht – z. B. über ein digitales Memberboard mit Fil-
terfunktionen für die spezifische Suche nach Partnern und Experten. Kommuniziert wird über Slack als
standortinternes und -übergreifendes Vernetzungstool. Hinzu kommen verschiedene Events, von der
Yoga-Einheit über Thementage bis hin zum Tech-Talk.
Loyalität in der Krise
Während der Pandemie hat sich übrigens gezeigt, was eine Community wirklich wert ist. Aufgrund der
kurzen Kündigungsfristen hätten viele Coworker problemlos das Weite suchen können. Für die we-
nigsten sei das allerdings eine Option gewesen.
„Wir waren transparent mit unseren Plänen und Maßnahmen“, sagt Dörte Schabsky, „und unsere Mie-
ter waren extrem loyal, weil wir die Krise von Anfang an gemeinsam bewältigen wollten. Coworker, die
durch die Krise in finanzielle Schieflage geraten waren, haben wir wiederum nach Kräften unterstützt.
Und die Community hat mit viel Rücksichtnahme und Besonnenheit die Hygienemaßnahmen ange-
nommen und durchgezogen.“
Lernen, Krönchen richten, weitermachen
Apropos Krise! Welche Ratschläge haben die noch jungen Unternehmer Dörte Schabsky und Sebas-
tian Schmidt für andere Gründer, wenn’s mal für einige Wochen und Monate ein wenig schlechter
läuft?
„Rückschläge gehören bei Startups fast schon zur Normalität“, sagt Dörte, „es geht mal runter, aber
dann auch wieder rauf. Ich bin bei einem Rückschlag erst einmal kurz frustriert – wie wohl die meisten
– dann schnappe ich mir einen Sparringspartner, tausche mich aus und entwickle einen Plan, wie’s
weitergeht. Unsere Startup-Erfahrung hat gezeigt, dass Rückschläge häufig die schönsten Anekdoten
abgeben. Macht man sich das in einer kniffligen Situation klar, nimmt es einem schon viel von der
emotionalen Belastung, sodass man das Problem gleich viel sachlicher angehen und beseitigen
kann.“
Auch Kollege Sebastian Schmidt hat vor dem Erfolg von SleevesUp! einige Rückschläge wegstecken
müssen. Sein Vorgänger-Startup hätte wohl „früher eingedampft“ werden müssen, wie er meint. „Ich
denke, dass viel Gründer zu lange an Träumen festhalten, wenn sich die Realität in eine andere Rich-
tung entwickelt. Hier wird viel Zeit und Geld versenkt. Deshalb sollte man sich fortlaufend selbstkri-
tisch hinterfragen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist.“
Und wenn nicht? – „Daraus lernen, Krönchen richten … und weitermachen.“
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